Holocaust-Gedenktag

Am 27.Januar wird bundesweit der Gedenktag für die Opfer des Holocaust begangen. Die Schülerinnen und Schüler unserer Schule haben noch bis zum 29.Februar die Gelegenheit sich eine Ausstellung anzusehen, die der WPK „Nationalsozialismus“ unter Leitung von Herrn Millert und Herrn Fischer zusammengestellt haben.

Der untere Text begleitet durch die Ausstellung. Auch Außenstehende können sich diese Ausstellung ansehen, Anmeldungen sind unter der Telefonnummer 04381-905821 i.d.Zeit von 8:00 bis 14:00 Uhr anmelden. Auf Wunsch begleitet Herr Millert die Besucher auch gerne durch die Ausstellung.

„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“

Gliederung der Ausstellung eines Wahlpflichtkurses an der Regionalschule in Lütjenburg anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2012, 9.00 Uhr

1 Text der Proklamation des Bundespräsidenten Prof. Roman Herzog 1996

“ Es ist wichtig, eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken,

dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“

2 Das Grauen über Europa- Karten zur Lage der nationalsozialistischen Konzentrationslager in Deutschland und Europa

3 Bilder aus Konzentrationslagern – Ansichten und das Leid der Opfer – Thematischer Schwerpunkt ist das Vernichtungslager in

Auschwitz- Befreit von sowjetischen Truppen am 27~ Januar 1945

4 (Text) Übersicht über die Außenlager des KZ Neuengamme

5 Das Außenlager in Hohwacht in einer Rekonstruktion von Bernd Romig und Dr. Henning Höppner

6 Ein Modell des Lagers

7 + .8 Ergebnisse der Spurensuche von Bernd Romig-Gesamtüberblick und Teilaspekte

9 Würdigung und Dank an Bernd Romig, verstorben 2010 Vereinzelte kurze Lyrikbeiträqe gegen das Verqessen

Verantwortlich für Inhalt und Konzept der Ausstellung:Mathias Fischer I Gerd- R. Millert

„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“

(Paul Celan )

Eine Ausstellung des WPK Nationalsozialismus an der Regionalschule Lütjenburg

Seit vielen Jahren stellt im Geschichtsunterricht und in Wahlpflichtangeboten die Beschäftigung mit der totalen Entmenschlichung der deutschen Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus einen besonderen Schwerpunkt an der Regionalschule Lütjenburg dar.

Anlässlich des diesjährigen „Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus“ am 27. Januar ist eme Ausstellung des entsprechenden Wahlpflichtkurses entstanden. Sie schlägt einen weiten Bogen von der deutschen und europäischen Geschichte zur Geschichte vor Ort und damit zum Außenlager Hohwacht-Lütjenburg des KZ Neuengamme.

Ein erster einführender Teil zeigt in“ mehreren Schwerpunkten, wie das nationalsozialistische Terrorregime Deutschland und Teile von Europa mit einem Netz von Konzentrationslagern überzog. Sammel- und Vernichtungslager sowie ein dichtes Geflecht von erfassten etwa 1500 Außenlagern der verschiedensten Unterdrückungs- und Ausbeutungsformen ermöglichten es dem Hitlerregime, sein grausames Konzept der Vernichtung aller seiner Gegner und der „Andersartigen“ hierunter viele Millionen Juden, schließlich nahezu industriemäßig in die Tat umzusetzen. Karten- und Bildmaterial hierzu werden durch entsprechende Textauszüge untermauert. Dazu gehören Auszüge aus den Aussagen von Verantwortlichen von Auschwitz. Einige wenige Bilder zeigen das Gesicht des „schlimmsten Massenmörders aller Zeiten, Heinrich Himmler“. Auschwitz, der Name, der für ein Jahrhundertverbrechen steht, wird auch durch einen Bericht über das Auffinden der Baupläne veranschaulicht.

Der zweite Teil der Ausstellung befasst sich mit der „Geschichte vor Ort“. So wird vornehmlich an Ergebnissen der Nachforschungen von Bernd Romig gezeigt, dass das KZ Neuengamme bei Hamburg über 80 Außenlager im norddeutschen Raum hatte, davon sieben alleine in Schleswig-Holstein. Dem Außenlager in Hohwacht gilt dabei die besondere Aufmerksamkeit der Ausstellung; in diesem Zusammenhang ist die der Regionalschule vor einem Jahr anvertraute Sammlung des Verstorbenen Bernd Romig ausgewertet und in ein erstes Ausstellungskonzept eingearbeitet worden. Die von Herrn Romig gesicherten Spuren sollen auch in den nächsten Jahren weiter verfolgt und verifiziert werden. Schon jetzt stellen die hier zusammengestellten Materialien wie Karten und Fotos sowie Augenzeugenberichte, die auch in Filmform vorliegen, eine wertvolle Grundlage zur Erforschung der Heimatgeschichte dar. Die dokumentierten Vorgänge zeigen, wie ohne Wollen der Einwohner ein kleines von Landwirtschaft, Fischfang und aufkeimendem Tourismus geprägtes Dorf mit wenigen Hundert Einwohnern plötzlich Teil eines Netzes von Unmenschlichkeit und Barbarei wurde. Das Außenlager wird von dem Wahlpflichtkurs gewertet als deutsche Geschichte in Hohwacht, nicht aber als Hohwachter Geschichte in Deutschland.

Die Ausstellung soll die Erinnerung an zweihundert KZ- Außenlagerinsassen und etwa 400 Zwangsarbeiter wach halten, die dort unter SS-Bewachung gefangengehalten, gedemütigt und unter ständiger Todesangst als sachverständige „Fachkräfte“ (!) ausgebeutet wurden.

Die Lage des Lagers, sein Aussehen und das Leben der Insassen werden dokumentiert. Auf das in mühevoller Arbeit erstellte Modell des Lagers sei hier besonders hingewiesen.

Auch das vorgesehene Ziel, die Erstellung von Kreiselkompasselementen für Hitlers vermeintliche Wunderwaffen, wird erläutert.

Im Zusammenhang mit der vorgelegten Dokumentation und der Sammlung von Forschungsergebnissen von Herrn Romig hat sich der WPK auch mit seinem Wirken als Heimat“forscher“ befasst – er bezeichnete sich konsequent als Laien – und stellt ihn in einer Würdigung vor.

Nach weiterer Überarbeitung soll in den folgenden Jahren die Ausstellung als Wanderausstellung auch anderen interessierten Schulen der Region angeboten werden.

Sie wird in diesem Jahr am 25. Januar in der Gemeindeverwaltung in Hohwacht vorgestellt und dann vom 27. Januar an in der Regionalschule präsentiert werden. Auch von interessierten Mitbürgern kann sie nach vorheriger Terminvereinbarung besucht werden.

Bernd Romig- mehr als ein Spurensucher

Spurensuche – Spurensicherung – Spurenwürdigung

Es gibt Menschen, die Spuren übersehen (wollen), besonders, wenn sie auf dunkle Kapitel hinweisen. Es gibt aber auch Menschen, die diese Seiten ans Licht holen, um zu· verhindern, dass sich entsprechende Ereignisse noch einmal ereignen. Zu diesen Erforschern von Spuren gehört ohne jeden Zweifel Bernd Romig. Seine Eltern, seine Geschwister und er haben in Kiel Zerstörung und Leid durch die Luftangriffe auf erlebt, in Hohwacht erlebten sie aus nächster Nähe das KZ-Außenlager von Neuengamme mit. Bernd Romig und seine Geschwister verbrachten dort einige Monate·ihrer Kindheit; der Vater war in Hohwacht als Werkschutzleiter der Firma Anschütz beschäftigt.

Die Erlebnisse dieser Zeit ließen Bernd Romig nicht los, er beschäftigte sich damit sein Leben lang, und nachdem er seine berufliche Laufbahn als Kapitän beendet hatte, widmete er sich der systematischen Erfassung dieses Abschnittes der Dorfgeschichte. Er forschte, ermittelte, befragte – und machte sich nicht nur Freunde; Es gab durchaus Menschen, auf die er traf, die von den Zeiten nichts mehr hören wollten und die teilweise objektiv Nachweisbares sogar bestritten. Das hinderte ihn aber nicht daran, die Ergebnisse seiner Nachforschungen offensiv zu vertreten; dazu arbeitete er eng mit verschiedensten Institutionen zusammen,unter anderem mit den entsprechenden DokumentarsteIlen in Neuengamme. Umfangreicher Schriftverkehr zeugt von den akribischen Bemühungen, der Zeit von damals eine Erfassbarkeit, eine Anschaulichkeit zu geben. Um das zu erreichen, setzte er sich mit vielen Augenzeugen,Überlebenden aus dem Außenlagerzusammen,er befragte sie, brachte sie mit anderen zusammen zu Vorträgen nach Hohwacht, Fernsehinterviews wurden gegeben, Vorträge als Aufzeichnungen auf Video dokumentarisch gesichert. Unschätzbar wertvolle Quellen waren für ihn in diesem Zusammenhang die ehemaligen Insassen Löwenberg und Loik.Herr Löwenberg wurde später sogar von einer Realschulkassein Berlin als Zeitzeuge gehört!

Mit den Schulen des Schulzentrums Lütjenburg arbeitete. Herr Romig sehr intensiv zusammen, gab seine Ergebnisse an Gruppen der Projekttage weiter – am Gymnasium entstand eine mehr als zwanzigseitige Dokumentation unter der Leitung von Frau Schünke; an der Realschule wurden unter der Leitung von Herrn Millert immer wieder für die zehnten Klassen Vorträge und Gespräche organisiert, so auch zum Beispiel anlässlich des 40jährigen Schuljubiläums; die Zuhörer, unter ihnen der damalige Schulrat Redeski, zeigten sich sehr beeindruckt. Diese Vorträge wurden in den jeweiligen Jahrbüchern der Realschule dokumentiert.

Herr Romig verfasste schließlich eine sehr umfangreiche Dokumentation, die mit Mitteln des Bildungsministeriums gefördert wurde. Er überschrieb darin die systematische Spurensuche mit den Worten „Die Aufarbeitung nimmt ihren Lauf“. Die Dokumentation zeigt seine einzelnen, teilweise sehr mühevollen Schritte der historischen Forschung auf. Die besonderen Schwierigkeiten werden auch in der Zusammenarbeit mit verschiedenen Behörden benannt.Besonders interessant, und auch in unserer Ausstellung dokumentiert, ist seine Stellungnahme zu den Ergebnissen von Kieler kriminalpolizeilichen Ermittlungen. zum Außenlager. Hier konnte er mit außerordentlicher Sorgfalt, fundierten Kenntnissen und im Laufe der Zeit neu aufgefundenen Dokumenten falsche Angaben korrigieren.

Bei der Zuscmmenarbeit mit der Projekttagegruppe kam es im Fazit zu folgendem Schlusssatz ( 1989) „Wir regen an, einen Gedenkstein bzw. eine Gedenktafel zu errichten, die an die KZ- Häftlinge, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen erinnern soll“. Gerade dieses Ziel führt zu den heftigsten Auseinandersetzungen, sie finden erst einen gewissen Abschluss am 7. November 1999 mit der Übergabe einer „Hinweistafel“ ( Formulierung Herr Romig) aus Bronze mit den Maßen 30 mal 40 Zentimeter an die Öffentlichkeit. Von Herrn Romig lag ein Afternativentwurf vor, der auch Teile der Straße, die zum KZ Außenlager und durch dieses hindurchführte, einbezogen hätte.

Für uns als Regionalschule bleibt es wichtig, im Sinne von Herrn Romig die Erinnerung an diese dunkle Zeit aufrechtzuerhalten. Nur wer weiß, woher er kommt, kann auch wissen, wohin er gehen muss.

Verantwortlich für obigen Text, Inhalt und Konzept der Ausstellung:

Matthias Fischer und Gerd-Rüdiger Millert

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